Ohne Konflikte keine Veränderung
Konflikte sind ein fester Bestandteil unseres Alltags – sei es im persönlichen Miteinander, im gesellschaftlichen Zusammenleben oder in der politischen Auseinandersetzung. Sie sind unvermeidbar, gerade dann, wenn wir über Zukunft sprechen, sie entwerfen und gestalten. Themen wie Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit oder die Digitalisierung aller Lebensbereiche sind mit unterschiedlichen, oft konträren Meinungen, Bedürfnisse, Interessen und Wertvorstellungen verbunden, die unweigerliche aufeinandertreffen. Der Konflikt erfüllt dabei eine zentrale Funktion. Der Konfliktforscher Morton Deutsch betont, dass der Konflikt das Medium ist, „durch das Probleme aufgezeigt und Lösungen gefunden werden können; er ist die Wurzel persönlicher und gesellschaftlicher Veränderungen“.1
Um Konflikte für die Gestaltung einer demokratischen und zukunftsorientierten Gesellschaft fruchtbar zu machen, ist es entscheidend, gute Wege im Umgang mit ihnen zu finden – statt sie zu unterdrücken, zu ignorieren oder eskalieren zu lassen. Nur dann können sie produktiv genutzt werden und Impulse für Veränderung geben. Die Fähigkeit, Konflikte zu erkennen, zu verstehen, zu bearbeiten sowie konstruktiv und gewaltfrei auszutragen, ist daher eine wichtige Zukunftskompetenz.
Konflikte aus dem Alltag
Zu Beginn des Workshops in der kultur.schule Malchin stand die zentrale Frage: „Was ist ein Konflikt?“. Die Jugendlichen näherten sich dem Thema ausgehend von eigenen Erfahrungen. Mithilfe der Methode Aufstellung im Raum positionierten sie sich im Raum zu verschiedenen Aussagen– etwa: „Ich bin aktuell selbst in einem Konflikt“, „Konflikte lösen sich von selbst“ oder „Konflikte sind immer mit negativen Gefühlen verbunden“. So wurden unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen sichtbar und Gesprächsanlässe geschaffen. Im nächsten Schritt richtete sich der Fokus auf die Analyse konkreter Konfliktsituationen. In Kleingruppen erstellten die Teilnehmenden Konfliktbilder, in denen sie einen für sie relevanten Konflikt visuell darstellten. Unterstützt durch Leitfragen – Wer ist beteiligt? Worum geht es inhaltlich? Welche Gefühle spielen eine Rolle? Und vor allem: Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es? – wurden die Konflikte reflektiert und bearbeitet.
Kreativ mit Medien
Im zweiten Teil des Workshops setzen sich die Jugendlichen kreativ und mediengestalterisch mit ihren Konflikten auseinander. Die zuvor analysierten Situationen wurden in kurze Geschichten überführt, mit einem Anfang, einem Wendepunkt und möglichen Formen, die Konflikte auszutragen. Ausgestattet mit mobiler Medientechnik entwickelten sie Kurzfilme im Social Media Format und Comic Sequenzen mit fotografierten Szenen. Im mediengestützten Erzählen wurden persönliche Erfahrungen kreativ zum Ausdruck gebracht. Die aktive Arbeit mit Medien ermöglichte es den Jugendlichen, ihre Erlebnisse nicht nur zu bearbeiten, sondern auch alternative Handlungsoptionen zu imaginieren und darzustellen. Die Präsentation der Ergebnisse zum Abschluss bot Raum für Austausch, Feedback und gemeinsame Reflexion.

Zukunftskompetenzen stärken
Durch die kreative und gestalterische Auseinandersetzung mit ihren eigenen Konflikten entwickelten die Jugendlichen zentrale Zukunftskompetenz: Sie lernten, Konflikte bewusst wahrzunehmen, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und konstruktive Umgangsweisen zu entwickeln. Die aktive Medienarbeit förderte darüber hinaus die Kommunikations- und Teamfähigkeit, Empathie sowie die Digital- und Medienkompetenz – essenzielle Fähigkeiten für verantwortungsvolles Zukunftshandeln.
Die Jugendlichen wurden während des gesamten Projekts vom Team des Projekts FutureFlow (RAA M-V) begleitet und unterstützt. Das Projekt entstand in enger Kooperation mit dem JMD Respekt Coach des CJD Waren (Müritz). FutureFlowLabs sind mobile Medienworkshops, bei denen junge Menschen Zukunftsthemen aus ihrer Lebenswelt aufgreifen und mit digitalen Medien bearbeiten. Die Verbindung von Medienarbeit und Zukunftsbildung fördert nicht nur Kreativität und Technikverständnis, sondern auch wichtige Kompetenzen für eine Welt im Wandel. Medienarbeit wird mit Zukunftsbildung verknüpft – praxisnah, partizipativ und immer orientiert an den Lebenswelten der Jugendlichen. Wer Interesse an einem FutureFlowLab vor Ort hat, kann sich gern hier melden.
- Morton Deutsch: Konfliktregelung: konstruktive und destruktive Prozesse. 1976, S. 26 ↩︎
Future Flow ist ein Projekt der RAA – Demokratie und Bildung Mecklenburg-Vorpommern e. V. und wird von der DROSOS STIFTUNG unterstützt.