Das Interesse an der LernSTARK Qualireihe des RAA-Projekts Starke Kinder in M-V ist überragend. Dies nicht nur im Kreis der Lehrkräfte, sondern auch von weiteren Interessierten, Lesepat*innen und Studierenden. Daher gab es am 26. April bereits ein erstes kompaktes „Spin-off“ des Modul 1 Lesen. Das nur die wichtigsten Inhalte vermittelt werden, heißt das Format auch „Wissen kompakt“. Es wurde so gut angenommen, dass nun auch zwei weitere Module, nämlich Modul 2 „Notieren“ und 3 „Merken“ im Format „Wissen kompakt“ angeboten werden.
Von den Wörtern zur Bedeutung
Im Webinar Wissen kompakt: Lesen gehirn-gerecht gestaltet haben die Teilnehmer*innen wichtige Inhalte und Übungen kennengelernt. Mithilfe eines Holzstäbchens und einem Text haben die Teilnehmer*innen gelernt – im Wortsinn – den eigenen Blickwinkel zu erweitern. Dies hilft dabei, mehr Informationen auf einmal aufzunehmen. Was das bringt? Je mehr Wörter zum selben Zeitpunkt erfasst werden, desto schneller können Lesenlernende sich etwas unter dem Inhalt vorstellen. Denn beim Lesen haben wir Bilder vor Augen und nicht Worte. So kommt es nicht zu gähnender Langeweile, die entsteht, wenn es sehr lange dauert, bis die Wörter für Lesende eine Bedeutung bekommen. Auch mit einer Würfelübung wurde das Gehirn herausgefordert und angeregt. Die Teilnehmenden waren nach kurzer Zeit in der Lage, fast doppelt so viele Informationen zu verarbeiten als vor der Übung. Erstaunlich, wozu unser Gehirn fähig ist! Gehirn-gerecht macht Lesen Spaß und fällt leicht.
Praktische Tipps beim Lesenlernen
Wie ein Mensch am besten Lesen lernt, ist von Person zu Person unterschiedlich. Daher geben wir hier ein paar hilfreiche Tipps.
Tipp 1: Vom Ganzen ins Detail
Was stellen Sie sich einfacher vor? Ein Auto in die Einzelteile zu zerlegen oder es aus den Einzelteilen zusammenzubauen? Natürlich ersteres – und genauso ist es beim Lesenlernen. Es ist einfacher vom Ganzen ins Detail zu gehen. Beim Lesenlernen sollte mit ganzen Wörtern begonnen werden und nicht mit den einzelnen Buchstaben. Denn Buchstaben sind etwas Abstraktes, während hinter dem Wort auch eine Bedeutung steht.
Tipp 2: Das innere Archiv
Sie bringen anderen Menschen das Lesen bei? Lassen Sie die Lesenlernenden mit dem Finger oder einem Essstäbchen auf das geschriebene Wort zeigen, während Sie es laut vorlesen. Dabei „scannt“ das Auge das Wortbild und wir hören, wie das Wort gelesen wird. Dadurch entsteht langsam ein inneres Archiv vieler Wörter und ihrer Bedeutungen.
Tipp 3: Schriftgröße wählen lassen
Lassen Sie den*die Lesenlernende das Schriftstück auswählen, das gelesen werden soll. Denn diese suchen sich intuitiv die geeignete Schriftgröße aus. Bei Kindern ist es meist so: Je kleiner das Kind ist, desto größer wird die gewählte Schrift sein.
Tipp 4: Formatwechsel bei Konzentrationsproblemen
Wenn es Lesenlernenden schwerfällt, sich zu konzentrieren, machen Sie einen Schritt zurück. Sollte es bei Romanen schwierig werden, dann gehen vielleicht Gedichte oder das Rückwärtslesen. Damit ist es auch lustig und dem Gehirn ist es egal, ob es vorwärts oder rückwärts trainiert.
Tipp 5: Positive Gefühle
Ihre wichtigste Aufgabe, wenn Sie einem Menschen das Lesen beibringen: Verbinden Sie das Lesen mit positiven Gefühlen. Wenn wir etwas mögen, haben wir Lust, mehr davon zu bekommen. Und je mehr wir lesen, desto effektiver tun wir dies – und das ist das absolute Fundament für das lebenslange Lernen.
Neugierig auf gehirn-gerechte Lerntechniken? Jetzt anmelden für unsere neuen Webinare
10.5. 18-20 Uhr Wissen kompakt: Notieren gehirn-gerecht gestaltet
In diesem Webinar geht es darum, Sicherheit im Umgang mit Visualisierungen zu gewinnen, Inspirationen zu erhalten sowie neue Lernstrategien zu erproben und zu reflektieren.
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24.5. 18-20 Uhr Wissen kompakt: Merken gehirn-gerecht gestaltet
Das Webinar thematisiert Merken als Verstehensprozess, zeigt verschiedene Merkstrategien und hilft, diese addressat*innengerecht auszuwählen.
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Tipp 6: Lautes Vorlesen oder die „Schwamm”-Didaktik
Lautes Vorlesen als integralen Bestandteil des Lesenlernens zu betrachten, hat Konsequenzen. Wenn Lesenlernende von Beginn an laut vorlesen sollen, wird das Lesetempo dauerhaft auf das Sprechtempo reduziert. Wir empfehlen also: Lassen Sie Lesenlernende erst dann laut Vorlesen, wenn sie dies von sich aus beginnen. Das ist ein Zeichen dafür, dass er*sie dies schon kann, Freude daran findet und bereit ist, diese mit anderen zu teilen. Dieses Vorgehen könnte auch als „Schwamm-Didaktik“ bezeichnet werden. Es folgt dem Prinzp: Erst ein nasser Schwamm, kann Wasser abgeben. Das heißt, baden Sie Lesenlernende erst in Wörtern, indem sie Tipp 2 befolgen und lassen den „Schwamm” sich vollsaugen. (Wenn es sich um einen Text für die Schule handelt, können Sie den Text auch zwei bis dreimal mal vorlesen.) Danach sollten Lesenlernende leise für sich lesen. Erst im dritten Schritt kommt, wie Sie jetzt wissen, das laute Vorlesen.