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Fachtag physische Gewalt
Veröffentlicht am: 25. Oktober 2021
Beitrag aus dem Bereich: Aktuelles
Schlagwörter: Fachtag | Pädagogen:innen | Praxis
Ein unbequemes und doch wichtiges Thema stand am Samstagvormittag beim 2. Fachtag im km2 Bildung in der Neubrandenburger Oststadt auf der Agenda.

Fachtag Psychische Gewalt im pädagogischen Alltag

Ein unbequemes und doch wichtiges Thema stand am Samstagvormittag beim 2. Fachtag im km2 Bildung in der Neubrandenburger Oststadt auf der Agenda: Psychische Gewalt im pädagogischen Alltag. Gemeint war jedoch nicht die Gewalt durch oder unter Kindern und Jugendlichen. Nein – tatsächlich ging es um psychische Gewalt, die von Pädagoginnen und Pädagogen ausgeht.

Impulsgeberin bei diesem Fachtag war Dr. Anke Elisabeth Ballmann aus München, Autorin des Bestseller-Buches Seelenprügel. Sie machte in ihrem Vortrag deutlich, welche subtilen Formen der Gewalt noch vor Jahren pädagogischer Standard waren – heute jedoch als Verletzungen der Seele bei Kindern und Jugendlichen gewertet werden müssen und bei Fachkräften als den „Profis für Erziehung und Bildung“ nicht mehr länger zum methodischen Repertoire gehören sollte. Ob es das „Du musst das Probieren!“ des ungeliebten Mittagessens, das „Schön den Teller leer machen“, das öffentliche Vorführen in der Gruppe „Schon wieder eingepullert?!“ oder das Bloßstellen an der Tafel sei.

Niemand – sich selber einschließend – könne sich frei davon machen, in seiner pädagogischen Praxis nicht schon einmal verbal daneben gegriffen zu haben ist. Und niemand sei davor gefeit, dies künftig zu tun. Stress und schlechte Rahmenbedingungen seien eine große Herausforderung im Alltag der Fachkräfte. Sie trügen nicht gerade dazu bei, stets top reflektiert und fehlerfrei zu handeln. Doch seien sie auch keine pauschale Entschuldigung für alles & immer. Denn man wisse mittlerweile, dass psychische Gewalt dieselben Schäden und Spuren hinterlasse wie körperliche.

Und so war Dr. Ballmanns Plädoyer eindeutig: Pädagogik war und ist – wie andere Professionen auch – stets im Wandel. Kinder müssen heute und endlich als Subjekte mit Rechten wahrgenommen und dementsprechend behandelt werden. Sie plädierte für eine Kultur des Hinschauens, der kritischen Auseinandersetzung im Team und der Entwicklung von Schutzkonzepten, um eine gewaltfreie Pädagogik zu etablieren und zu wahren. Auch müsse sich getraut werden, sich ggf. „von den faulen Äpfeln im Korb zu trennen“, sofern die Kolleg*innen den Dreh nicht hinbekämen oder bevor sie mit ihrem Ungeist andere Äpfel ansteckten.

Mit ihrem Vortrag und ihrer Position lieferte Frau Dr. Ballmann hinreichend Diskussionsstoff für den anschließenden Austausch in den einrichtungsübergreifenden Kleingruppen. Lebhaft und kontrovers diskutierten die Anwesenden über ihre Thesen sowie weitere Fallbeispielen. Am Ende mischten sich vielfach Nachdenklichkeit mit Zuversicht:

„Ich finde, wir sind schon auf einem guten Weg. Und gleichzeitig bleibt die Frage: Wie baue ich Stress bei mir und bei den Kindern ab? Und wie spreche ich eine Kollegin künftig an, wenn ich unkorrektes Verhalten gegenüber den Kindern bemerke?“ lautete bspw. das Feedback einer Teilnehmerin. Das Thema müsse auf jeden Fall im Team weiter bearbeitet werden.

Frau Dr. Ballmann

Und genau dafür sind Fachtage bzw. Impulse ja letztlich da: dass die Diskussion weitergeht!

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