Die Förderung der Kulturellen Bildung an Schulen ist eine der Aufgaben des RAA-Projekts Serviceagentur Ganztägig lernen M-V. Ein wichtiger Baustein für die Etablierung einer vielseitigen kulturellen Praxis an Schulen sind praxis- und erfahrungsorientierte Fortbildungen für Lehrkräfte. Zuletzt richtete die Serviceagentur mit diesem Ziel den Fachtag „Die Kunst der Nachhaltigkeit“ im Landeszentrum für erneuerbare Energien (Leea) in Neustrelitz aus.
Im Mittelpunkt stand dieses Frühjahr das Thema Nachhaltigkeit. Ulrike Kaiser-Sturm, Fachreferentin für Kulturelle Bildung bei der Serviceagentur, hebt das besondere Veranstaltungskonzept hervor: „Wir möchten deutlich machen, dass Nachhaltigkeitsthemen mit einer künstlerisch inspirierten Vermittlungspraxis verbunden werden sollten – denn das macht Lerngegenstände anschaulicher. Wenn man kreativ an einem Thema arbeitet, kann man es tiefgründiger durchdenken.“



Was Schulen tun können hinsichtlich Nachhaltigkeitsbildung
Für viele Kinder und Jugendliche hat das Thema Nachhaltigkeit eine besondere Relevanz, vor allem vor dem Hintergrund der Folgen des Klimawandels. Somit ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ein wichtiges Querschnittsthema an Schulen. Aktuelle Herausforderungen wie Klimawandel, Umweltschutz, erneuerbare Energien oder soziale Konflikte sollen in ihrer Wechselwirkung mit ökonomischen, sozialen und kulturellen Aspekten betrachtet werden.
65 Personen fanden ihren Weg zur Veranstaltung ins Leea, das als Erlebnis- und Kompetenzzentrum mit Ausstellungen und Bildungsprogrammen zum Thema erneuerbare Energien und Klimaschutz fungiert. Als Gastreferentin präsentierte Helga Locher, BNE-Regionalberaterin für Schulen in der Mecklenburgischen Seenplatte, ein breites Spektrum an nachhaltigen Bildungsprojekten, die sich im Schulalltag umsetzen lassen. Ausgehend von den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen ging Helga Locher unter anderem auf klimafreundliche Klassenfahrten, die Klimakiste für die Grundschule, die Gestaltung eines Schulgartens, nachhaltige Schulgebäude und das Thema Abfall und Recycling ein. Außerdem stellte sie den Besuchern des Fachtags den Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung – eine von der KMK verabschiedete Empfehlung, um BNE mit globaler Perspektive fest in Schule und Unterricht zu verankern – und das BNE-Portal des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vor, welches auch Lernmaterialien enthält.


Workshops, in denen sich Lehrkräfte künstlerisch vertiefen können
Anschließend luden insgesamt vier Workshops dazu ein, sich mit verschiedenen Aspekten von Nachhaltigkeit praktisch auseinanderzusetzen. Annette Knauf vom Ökohaus Rostock zeigte, wie die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO spielerisch im Unterricht aufgegriffen werden können. In Anknüpfung an Inhalte des Lehrplans verschiedener Fachbereiche erläuterte Annette Knauf auch, wie es gelingt, die Jugendlichen dabei zu Debatten über komplexe Probleme anzuregen.
Die Architektin Dina Falbe bot einem Workshop an, in dem die nachhaltige Gestaltung von Räumen im Fokus stand. Hierbei spielt auch das Wohlbefinden der Personen, die diese Räume nutzen, eine Rolle: Sich wohlzufühlen wird als eine wichtige Voraussetzung für effektives Lernen und Lehren verstanden, zugleich fördert es die Gesundheit. Um das Schulgebäude entsprechend anzupassen, sei aber nicht immer ein Um- oder Neubau notwendig – auch in bestehenden Gebäuden können kleine Veränderungen viel bewirken.
Experimentell ging es im Workshop von Alison Darby und Juliane Tübke von der Succow Stiftung zu. Ihr Ansatz bestand darin, sich den Lebensraum Moor mit künstlerischen Methoden zu erschließen. Die Teilnehmenden stellten aus Wollgras, Schilfrohr und Erlenzapfen selbst geschöpftes Papier, Schreibfedern und Tinte her. Unter schulischen Bedingungen würden Lehrkräfte zuvor mit ihrer Schülergruppe in die Natur gehen und das Material selbst sammeln.
Im Workshop von Robert Grzesko, Geschäftsführer des Leea, lernten die Besucher das Bildungsangebot „Keep cool – Rettet das Klima“ kennen. Es wird vom Leea selbst organisiert und richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab Klasse 9. Themen sind unter anderem die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Umwelt – der so genannte ökologische Fußabdruck.








Was lernen Lehrkräfte bei Kreativ-Fortbildungen?
Die Kreativ-Fachtage der Serviceagentur stellen eine besondere Form von Fortbildungen dar. Serviceagentur-Leiter Michael Retzar: „Die Fortbildungen zur kreativen Unterrichtspraxis sollen handlungsorientiert und praktisch sein, sodass die Lehrkräfte sich selbst in die Rolle von Lernenden begeben. Wenn Lehrerinnen und Lehrer Freude am Arbeiten und Lernen haben, verstehen sie besser, wie sie mit diesen Methoden auch in ihren Klassen Neugier und Motivation für ihre Themen schaffen können.“
In der abschließenden Transferwerkstatt des Fachtags wurden die Erfahrungen der Workshop-Arbeit reflektiert. Dabei erklärten die Teilnehmenden, das Besondere sei für sie das Beobachten, Entdecken und Nachdenken gewesen. Positiv hervorgehoben wurde auch, dass man sich länger frei mit Lerngegenständen beschäftigen konnte und die Workshop-Leitungen darauf geachtet haben, dass man als Lernender eine persönliche Komponente in „sein“ Thema einbringt.
Dieses praxisnahe Arbeiten hat einen künstlerisch-kreativen Charakter, erläutert Michael Retzar, weil das Lernen mit einem künstlerischen Schaffensprozess verknüpft werde. Dabei spielten kreative Freiheiten, kollaboratives Arbeiten, das Vorbereiten eines Präsentationsmoments und das Herstellen persönlicher Bezüge eine Rolle.
Die Serviceagentur unterstützt die BNE-Arbeit in M-V
Über diesen Fachtag hinaus engagiert sich die Serviceagentur Ganztägig lernen M-V auch in der Landesarbeitsgemeinschaft Bildung für nachhaltige Entwicklung, zum Beispiel bei der Realisierung des „Masterplans BNE“ des Landes. Außerdem bietet die Serviceagentur den zehn BNE-Modellschulen des Landes eine Vernetzungsmöglichkeit und organisiert Hospitationsangebote.
Fotos: Georg Hundt, Michael Retzar