Wie nahmen jüdische Jugendliche im Zweiten Weltkrieg im besetzten Polen, Litauen und der Ukraine die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung durch deutsche Besatzer wahr? Und welchen Platz konnten Themen wie Liebe, Freundschaft und Erwachsenwerden in dieser Zeit einnehmen? Am Mittwoch, den 20.09.2023 richtete die Geschichtswerkstatt zeitlupe der RAA M-V in Kooperation mit der Regionalbibliothek Neubrandenburg eine spannende und emotionale Lesung aus. Dr Wolf Kaiser, langjähriger Leiter der Pädagogischen Abteilung der Gedenkstätte Wannsee-Konferenz, stellte dabei sein Werk “Der Papierene Freund. Holocaust-Tagebücher jüdischer Kinder und Jugendlicher” vor und wurde von Schüler*innen der Evangelischen Schule aus Neubrandenburg und Holger Mieth unterstützt. Dr. Wolf Kaiser berichtete von den Anfängen seiner Recherche und berichtete teilweise Unglaubliches über die vielen erhalten gebliebenen Tagebücher und die in Ihnen verborgenen Lebensgeschichten. Dank dieser Zeugnisse bleibt die Geschichte von der Vernichtung jüdischer Menschen im östlichen Europa durch die deutschen Besatzungsregime in Polen, Litauen, und anderen besetzten Staaten im Zweiten Weltkrieg unvergessen. Dafür braucht es auch weiterhin das aktive Erinnern der Worte der Kinder und Jugendlichen in Warschau, Kaunas und der Ukraine.
Die Schüler*innen der 10. Klasse lasen einzelne Passagen aus den Tagebüchern vor und bauten so gemeinsam mit Wolf Kaiser Brücken zu den Biografien und Geschichten der verfolgten jüdischen Kindern- und Jugendlichen.
Interessierte Bürger*innen, Lehrkräfte und Studierende nahmen an der Veranstaltung in der Regionalbibliothek teil und kamen miteinander in ein angeregtes und aufschlussreiches Gespräch. Der Abend eröffnete eine angenehme Atmosphäre, innerhalb derer Dr. Wolf Kaiser seinen Beitrag zu der Aufarbeitung der teilweise verborgenen Geschichte der jüdischen Kinder und Jugendlichen vermittelte.
Der beeindruckende Abend wurde musikalisch begleitet von Litebelew (Constanze Jaiser & Andreas Wennemann).