Kulturelle Bildungserfahrungen in der Schule können ein Lernraum für Erfahrungen der Mitbestimmung sein. Diese Bilanz wurde auf dem inzwischen 7. Fachtag Kulturelle Bildung gezogen, den die Serviceagentur Ganztägig lernen M-V am 18. November 2025 gemeinsam mit der Fachstelle Kulturelle Bildung M-V und dem Landesverband Theater in der Bildung M-V in Rostock organisierte. Ein Rückblick auf den zurückliegenden 6. Fachtag aus dem Februar 2025 findet sich hier.
Teilhabe und Mitsprache für Kinder und Jugendliche
Das kreative und künstlerische Schaffen von Schülerinnen und Schülern erfüllt in erster Linie einen ästhetischen Selbstzweck und kann Lernerfahrungen in der Schule befördern. Zugleich laden Gelegenheiten der künstlerischen Vertiefung auch zu einem Mehr an Mitsprache ein, was insbesondere den Theaterakteuren ein großes Anliegen ist. Als Keynotespeakerin des Fachtags machte Dr. Sibylle Peters vom FUNDUS Theater in Hamburg auf die performative Kraft der Künste aufmerksam:
“Kunst und Kultur bieten Freiräume, in denen Erfahrungen möglich werden, die gesellschaftlich sonst kaum möglich sind. Wenn wir die Welt ändern wollen und doch nicht ändern können, so bleibt uns der Freiraum der Kunst, um gemeinsam kleine Welten zu schaffen, in denen wir uns als wirkungsvoll ausprobieren können.”
Mit Einfallsreichtum und einem Streben nach Veränderung können Heranwachsende auch im schulischen Kontext ihre Artikulationsfähigkeit schärfen und ihre Selbstwirksamkeit erweitern.
Mit dem FUNDUS Theater gehen Dr. Peters und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter den Weg, Kinder und Jugendliche zu öffentlichkeitswirksamen performativen Akten aufzufordern. Diese Kunst will auf gesellschaftliche Problemlagen hinweisen und Perspektiven erweitern. Hier finden Sie einige Beispiele, etwa den Schönfühlsalon, das Kinderwahlbüro, antirassistischen Aktivismus oder die Systemsprenger:innen.

Impulse partizipativer Theaterarbeit in M-V
Im Podiumsgespräch machten Andreas Flick von der Vorpommerschen Landesbühne und Nina Gühlsdorf vom Mecklenburgischen Staatstheater deutlich, dass auch an den Bühnen in Mecklenburg-Vorpommern die Zusammenarbeit mit Schulen intensiviert wurde. Mit Workshops, Einführungs- und Nachgesprächen zu Inszenierungen sowie theaterpädagogischem Arbeitsmaterial für Lehrkräfte schlagen die Theater eine Brücke in die Schulen. Das Land Mecklenburg-Vorpommern unterstützt diese Aktivitäten, wie Stefanie Kracht aus dem Kulturministerium hervorhob.
Maßnahmen zur Belebung der ländlichen Räume
Jörg Hückler, Fachreferent für Darstellendes Spiel und Theater am Institut für Qualitätsentwicklung (IQ M-V) verwies auf das Landesprogramm “Theater in Sicht” des Bildungsministeriums. Darüber finanziert die Landesregierung die Fahrten ganzer Schulklassen zu den Theaterspielstätten, was insbesondere für Schulen in ländlichen bzw. kleinstädtischen Regionen von besonderer Bedeutung ist.
Mit Programmen wie dem “Theaterkoffer” bringt beispielsweise das Mecklenburgische Staatstheater die Theaterarbeit in die Schulen – Theaterkünstler arbeiten dann mit den Schülerinnen und Schülern und bringen etwa Bühnen und Requisiten mit. Dies ermöglicht vielen Heranwachsenden einen niedrigschwelligen Kulturkontakt.

Kulturelle Bildung passt auch in den Ganztag
Dass Kulturerfahrungen auch im Rahmen des ganztägigen Lernens einen Platz haben, machte Dr. Michael Retzar von der Serviceagentur Ganztägig lernen M-V deutlich. Neben Sport ist der Kulturbereich der größte Anbieter von Ganztagsangeboten an den Schulen im Land. Der Grundgedanke besteht darin, dass Kulturangebote im Ganztag für die Schülerinnen und Schüler erfahrungsreich sowie kostenfrei sind. Das Land finanziert Ganztagsangebote durch die Zahlung einer Aufwandsentschädigung an die Künstlerinnen und Künstler bzw. an die Kulturinstitutionen, die mit den Ganztagsschulen zusammenarbeiten. Eine Beratung hinsichtlich der Vertragsgestaltung leistet die Serviceagentur, die von der RAA – Demokratie und Bildung M-V getragen wird.
Workshopangebote & Austauschzeit
Die Teilnehmenden des 7. Fachtags Kulturelle Bildung besuchten Workshops von Theaterkünstlerinnen, Lehrkräften sowie Wissenschaftlerinnen, Museumspädagoginnen und anderen Praktikern. Dabei standen ästhetisches Forschen, Arbeit mit Bildern, Techniken der Literaturvermittlung sowie theaterpädagogische Techniken und Mitbestimmungsfragen auf dem Programm.
Am Rande der Veranstaltung ergab sich für die insgesamt ca. 80 Teilnehmenden die Gelegenheit zur Vernetzung und zum vertieften Austausch, um kulturelle Bildungsprojekte in Mecklenburg-Vorpommern weiterzuentwickeln.

Fotos: Silke Paustian




