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Demokratie beginnt vor Ort – Ein Gespräch mit Alicja Orlow

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Veröffentlicht am: 15. Dezember 2025
Beitrag aus dem Bereich: Aktuelles
Schlagwörter: Austausch | Demokratie
Demokratie lebt vom Mitmachen. Doch gerade im ländlichen Raum ist demokratische Beteiligung oft weniger sichtbar, obwohl sie tagtäglich gelebt wird. Alicja Orlow, stellvertretende Geschäftsführerin der RAA – Demokratie und Bildung […]

Demokratie lebt vom Mitmachen. Doch gerade im ländlichen Raum ist demokratische Beteiligung oft weniger sichtbar, obwohl sie tagtäglich gelebt wird. Alicja Orlow, stellvertretende Geschäftsführerin der RAA – Demokratie und Bildung Mecklenburg-Vorpommern, arbeitet seit Jahren genau dort: in Dörfern, Vereinen und Initiativen in Vorpommern und ganz Mecklenburg-Vorpommern.

Im Interview mit dem Tagesspiegel spricht sie über die besonderen Herausforderungen, aber auch über die große Stärke der Zivilgesellschaft auf dem Land.

Zuhören als Grundlage demokratischer Arbeit

Wer Demokratieprojekte in ein Dorf bringt, sollte keine schnellen Erfolge erwarten. „Wenn ich mit einem Projekt in ein Dorf komme, dann bricht keine Party aus“, beschreibt Orlow offen. Entscheidend sei die Haltung: Demokratiearbeit beginne mit Zuhören. Menschen brauchen Zeit, um Vertrauen zu fassen, Projekte kennenzulernen und ihren eigenen Platz darin zu finden.

Für die RAA M-V bedeutet das auch Selbstreflexion: Welche Veränderungen bewirkt gemeinsame Arbeit konkret für die Menschen vor Ort? Demokratievermittlung darf nicht abstrakt bleiben, sondern muss an den Lebensrealitäten anknüpfen.

Weniger Theorie, mehr Teilhabe

Ein zentrales Anliegen von Alicja Orlow ist es, Beteiligung erfahrbar zu machen. Menschen engagieren sich, wenn sie erkennen, welchen Nutzen Mitgestaltung für ihr eigenes Leben hat – etwa bei Fragen der Energieversorgung, der Dorfentwicklung oder der Nutzung öffentlicher Räume.

Demokratie zeigt sich nicht nur in Wahlkabinen oder politischen Gremien, sondern überall dort, wo Menschen gemeinsam Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen.

Vereine als Orte gelebter Demokratie

Feuerwehren, Sportvereine oder Bastelgruppen spielen dabei eine Schlüsselrolle. In ihnen wird demokratische Teilhabe konkret erlebt – oft ganz selbstverständlich und ohne sie so zu benennen. Gerade im ländlichen Raum besteht eine hohe Bereitschaft, sich für das eigene Dorf einzusetzen.

Das Problem ist dabei nicht fehlendes Engagement, sondern mangelnde Sichtbarkeit und Unterstützung. Viele Initiativen arbeiten mit knappen Ressourcen nebeneinander her, obwohl sie gemeinsam deutlich stärker sein könnten. Hier setzt die Arbeit der RAA M-V an: Engagement sichtbar machen, vernetzen und strukturell stärken.

Wandel gestalten, Strukturen öffnen

Viele Vereine stehen vor der Herausforderung, Nachwuchs zu gewinnen. In Ostdeutschland fehlen teilweise ganze Generationen, während sich Lebensentwürfe junger Menschen verändert haben. Flexiblere Beteiligungsformen, digitale Lösungen und neue Themenfelder können helfen, ehrenamtliches Engagement attraktiver zu machen.

Offenheit für neue Menschen – auch für Zuziehende oder Engagierte von außerhalb des Dorfes – ist dabei ein wichtiger Schritt, um Vereine und Initiativen zukunftsfähig zu halten.

Skepsis ist nicht gleich Ablehnung

Skepsis gegenüber Neuem ist im ländlichen Raum verbreitet, insbesondere dort, wo wenig Diversität erlebt wird. Alicja Orlow betont jedoch, dass diese Zurückhaltung nicht automatisch Fremdenfeindlichkeit bedeutet. Vielmehr ist sie oft Ausdruck von Distanz, Unsicherheit und jahrzehntelanger struktureller Benachteiligung.

Rechtsextreme Strukturen existieren und dürfen nicht verharmlost werden, sie stellen jedoch eine Minderheit dar. Gleichzeitig wächst die Zivilgesellschaft – auch und gerade in ländlichen Regionen Ostdeutschlands.

Demokratie stärken heißt Menschen ernst nehmen

Für die RAA M-V ist klar: Demokratie lässt sich nicht verordnen. Sie entsteht dort, wo Menschen sich gesehen fühlen, wo ihre Perspektiven zählen und wo sie erleben, dass ihr Engagement etwas bewirkt.

Das Interview mit Alicja Orlow macht deutlich, wie viel Potenzial im ländlichen Raum steckt – und wie wichtig es ist, dieses Potenzial langfristig zu fördern, zu begleiten und zu schützen.

👉 Den Link zum vollständigen Interview mit dem Tagesspiegel finden Sie hier.

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