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Berichterstattung über den Nationalsozialismus braucht Einordnung – die Geschichtswerkstatt zeitlupe im Nordmagazin

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Veröffentlicht am: 16. Dezember 2025
Beitrag aus dem Bereich: Aktuelles
Die Geschichtswerkstatt zeitlupe wurde für einen Beitrag im Nordmagazin zur KZ-Aufseherin Irma Grese interviewt. Projektleiterin Dr. Constanze Jaiser ordnet die Darstellung historisch und bildungspolitisch ein.

Triggerwarnung:
Der verlinkte Beitrag beginnt mit historischem Filmmaterial der alliierten Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Zu sehen sind Leichen von KZ-Insass*innen. Diese Bilder können stark belastend wirken.

Im Nordmagazin des NDR ist im Rahmen des Formats „Zeitreise“ ein Beitrag zur Geschichte der KZ-Aufseherin Irma Grese ausgestrahlt worden. Für diesen Beitrag wurde Dr. Constanze Jaiser, Projektleiterin der Geschichtswerkstatt zeitlupe, einem Projekt der RAA MV, interviewt. Sie ordnet die historische Figur ein und macht deutlich, warum die Darstellung von NS-Täter*innenschaft ohne Kontext problematisch sein kann.

Der Beitrag zeigt, dass Berichterstattung über den Nationalsozialismus Einordnung braucht, insbesondere dort, wo starke Bilder und personenzentrierte Erzählweisen eingesetzt werden. Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen ist kein Selbstläufer. Sie braucht Wissen, Haltung und pädagogische Verantwortung.

Täter*innen waren Teil der Gesellschaft – nicht ihr Gegenbild

Irma Grese war als KZ-Aufseherin in mehreren Konzentrationslagern eingesetzt, zuletzt in Bergen-Belsen. Sie wurde 1945 im sogenannten Bergen-Belsen-Prozess wegen Kriegsverbrechen verurteilt. Der Beitrag macht exemplarisch sichtbar, warum Täter*innen nicht als isolierte Ausnahmefälle verstanden werden dürfen. Dem Leugnen ihrer Täter*innenschaft steht die Monstrosität der begangenen und mitverantworteten Verbrechen gegenüber. Das ist schwer erträglich, aber historischer Fakt.

Dr. Constanze Jaiser verdeutlicht im Beitrag, dass NS-Verbrechen von Menschen begangen wurden, die in ein ideologisches System eingebunden waren: Ein System, das Gewalt normalisierte, legitimierte und absicherte. Historische Bildungsarbeit muss diese Strukturen sichtbar machen, ohne individuelle Verantwortung aus dem Blick zu verlieren.

Zwischen Schock und Lernen: Verantwortung medialer Darstellung

Historische Filmaufnahmen aus befreiten Konzentrationslagern sind zentrale Zeugnisse der nationalsozialistischen Verbrechen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass sie ohne Einordnung überwältigend wirken und eher emotionalisieren als erklären.

Eine verantwortungsvolle Erinnerungskultur fragt deshalb nicht nur was gezeigt wird, sondern auch wie Geschichte vermittelt wird. Kontextualisierung ist Voraussetzung dafür, dass historische Bilder zu Lernprozessen beitragen und nicht bei bloßer Betroffenheit stehen bleiben.

Erinnerungsarbeit ist Demokratieförderung

Die RAA MV setzt sich mit ihrer Geschichtswerkstatt zeitlupe für eine historisch fundierte, demokratieorientierte Bildungsarbeit ein. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus ist dabei keine rückwärtsgewandte Pflicht, sondern eine zentrale Voraussetzung für eine offene, menschenrechtsorientierte Gesellschaft.

Der Beitrag im Nordmagazin zeigt, wie wichtig fachliche Einordnung ist, gerade in einer Zeit, in der NS-Verbrechen relativiert, instrumentalisiert oder medial verkürzt dargestellt werden.

👉 Zum Beitrag im Nordmagazin in der ARD-Mediathek

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